Duygu Aǧal

Duygu Aǧal

(Sie/Er) ist Autor:in und Moderator:in. Die:Der in Hamburg Aufgewachsene lebt und arbeitet in Berlin. Sein Debütroman „Yeni Yeşerenler“ beim Berliner Korbinian Verlag, bereits in der dritten Auflage, verhandelt Missgunst in Freund:innenschaften, neue Familienformen, lesbische Liebe und vor allem eines: die Gefühle der vier Protagonistinnen.

„Ich bin lesbisch. So richtig, ohne Phase“

„Ich schreibe heute keine Klausur, ich nehme die Bahn zum Flughafen, um für eine Weile unterzutauchen. Ich bin lesbisch. So richtig, ohne Phase. Und das ist gut so, es ist okay, sage ich mir immer wieder. In diesem Haushalt wurde das, was ich insgeheim fühle, für und wen und wofür ich einstehe, stets verurteilt und verachtet. Ich kann bei wem auch immer da oben nicht sagen, wie ich es geschafft habe, mich trotz und gerade deshalb zu loben und zu mögen, mich nicht mehr minderwertig, anders, schwierig, verquer, nicht zugehörig, am falschen Platz zu fühlen. Ich finde mich gut, weil ich weich, warm und emotional bin. Ich finde es gut, dass ich absolute Wahrheiten, die mir entgegengeschmissen werden, nicht mehr sofort annehme, sondern kritisch hinterfrage. Ich mag mich dafür, dass ich viel zu neugierig bin. Ich bin aufbrausend, vorlaut und derbe und vulgär und ich liebe es. Ich liebe es, dass ich aufmüpfig, frech, rastlos und wissbegierig bin. Ich liebe meine Art zu lieben, selbstlos, ehrlich, intensiv, doll. Ich liebe Frauen und das ist wunderschön.“ (Aus: Yeni Yeşerenler, Korbinian Verlag 2023)

Neue Blüten

Duygu Ağal erzählt in „Yeni Yeşerenler“ (Neue Blüten) vom Aufwachsen als Kind türkischer Gastarbeiter:innen in Hamburg. Die Geschichte öffnet sich wirklich in vielen Blüten. Zum Teil sind es rückblickende Erinnerungen an das Leben mit der Familie in einer kleinen Wohnung, an Freundschaften, gesellschaftliche Konflikte und Solidarität, an die vielen Versuche, in diesem problematischen Almanya zu bestehen. Die wichtigste Blüte ist das sexuelle Erwachen als queere Frau, die Frauen liebt. Es ist auch der härteste und längste Konflikt mit dem Mainstream und jetzt ist der Schauplatz das queere Berlin. Aber selbst in Berlin ist das Begehren einer selbstbestimmten Liebe eine harte Schule, Neue Blüten müssen kämpfen um zu blühen.

Queer gelesen

Duygu Ağal liest in Teil 2 aus „Yeni Yeşerenler“, Korbinian Verlag 2023. Für Teil 1 hat sie/er drei Titel ausgewählt, die sie/ihn inspiriert und beeindruckt haben.
Die Schauspielerinnen Eman Dwagy und Laura Kleinwort lesen aus:
Ottessa Moshfegh: Mein Jahr der Ruhe und Entspannung, Roman. liebenskind 2020 (Dt. Anke Caroline Burger)
Carmen Maria Machado: Das Archiv der Träume, Roman. Tropen 2019 (Dt. Anna-Nina Kroll)
Priya Guns: Dein Taxi ist da, Roman. Blumenbar 2023 (Dt. Mayela Gerhardt)

Moderation und Einführung: Martin Zähringer
Dramaturgie: Oliver Toktasch

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